Ich bin der Dichter des Leibs und bin der Dichter der Seele,
Die Freuden des Himmels sind bei mir, und die Qualen der Hölle sind bei mir,
Die ersten veredle und mehre ich in mir sebst, die zweiten übersetz ich in eine
neue Sprache.

Ich bin der Dichter des Weibs sowohl wie des Manns,
Und nenne es ebenso groß, ein Weib zu sein, wie Mann,
Und sage, es gibt nichts größeres als die Mutter von Menschen.
Ich singe den Gesang von Entfaltung und Stolz,<
Ducken und demütigen hatten wir grade genug,
Ich zeige, daß Größe nichts als Entwicklung ist.

Hast du die andern überholt? Bist du der Präsident?
Das ist eine Kleinigkeit, sie werden alle weiter als so weit gelangen, und immer
noch weiter.

Ich bin, der da geht mit der zarten, wachsenden Nacht,
Ich rede laut zu Erde und Meer, den halb Umfangenen von der Nacht.

Drücke dich fest an mich, bloßbusige Nacht — drücke dich fest an mich,
magnetische nährende Nacht!
Südwindsnacht — Nacht der wenigen großen Sterne!
Still nickende Nacht — toll nackte Sommernacht.

Lächle, o wollüstige, kühl überhauchte Erde!
Erde der schlummernden, saftfließenden Bäume!
Erde nach Sonnenuntergang, Erde der dunstgegipfelten Berge!
Erde mit gläsernem Gusse des Vollmonds, bläulich durchhaucht!
Erde des Scheins und Schattens, sprenkelnd den Spiegel des Stroms!
Erde durchleuchteten Wolkengrau's, heller und klarer um meinetwillen!
Weit umfangende Erde — üppige Apfelblüten-Erde!
Lächle, denn dein Geliebter kommt.

Verschwenderin, du hast mir Liebe gegeben, darum gebe auch ich dir Liebe,
O unaussprechliche, leidenschaftliche Liebe.

 

The left half of a 1872 stereo-view of Whitman (photo F. Pearsall). Later used as a frontispiece of the collection Two Rivulets,"an experiment in typography and genre."
The left half of a 1872 stereo-view of Whitman (photo F. Pearsall). Later used as a frontispiece of the collection Two Rivulets,"an experiment in typography and genre."