Nun will ich nichts tun als lauschen,
Um aufzufangen in diesem Gesang, was ich höre, um Laute herbeizulocken für
ihn.
Ich höre Jubellieder von Vögeln, Rascheln von wachsendem Weizen, Geschwätz
von Flammen, Knacken von Reisern, die mir die Mahlzeit kochen,
Ich höre den Laut, den ich liebe, den Laut der menschlichen Stimme,
Ich hör alle Laute zusammenfließen, vereint, verschmolzen oder einander folgend,
Laute der Stadt und Laute der Vorstadt, Laute des Tags und der Nacht,
Geschwätz der Jugend mit dem, der sie liebt, das laute Gelächter der Arbeiter bei
der Mahlzeit,
Den zornigen Baß zerstörter Freundschaft, die dünnen Laute der Kranken,
Den Richter, die Hände ans Pult geklammert, mit bleichen Lippen ein Todesurteil
verkündend,
Hoiho der Packer, die auf den Werften die Ladung der Schiffe löschen, eintönige
Rufe beim Ankerlichten,
> Das Läuten der Sturmglocken, den Feuerschrei, das Rasseln herbeiströmender
Spritzen und Schlauchwagen, mit warnendem Klingeln und farbigen Lichtern,
Die Dampfpfeife, das wuchtige Rollen des nahenden Zugs,
Den langsamen Marsch, voran dem Verein, der zwei und zwei marschiert,
(Sie geben einer Leiche das letzte Geleit, die Fahnenspitzen mit Flor umwunden.)

Ich höre das Violoncell, die Herzensklage des Jünglings,
Ich höre das Horn, es gleitet mir schnell in die Ohren,
Es erschüttert mit wildsüßen Stößen mir Bauch und Brust.

Ich höre den Chor einer großen Oper,
Ah, das ist wahrlich Musik, die gefällt mir.

Eine Tenorstimme, groß und frisch wie die Schöpfung, erfüllt mich,
Die runde Wölbung des Mundes strömt und füllt mich voll.

Ich höre den wohlgepflegten Sopran (woher seine Wirkung?)
Das Orchester wirbelt mich weiter als Uranus fliegt,
Es keltert solche Gluten aus mir, ich wußte nicht, daß ich sie hatte,
Es trägt mich wie See, ich platsche mit bloßen Füßen, sie sind von den lässigen
Wellen umleckt.
Ich werde von scharfem, grimmigem Hagel geritzt, ich verliere den Atem,
Werde in honigsüßes Morphin getaucht, meine Kehle von Todesschwindel
erdrosselt,
Endlich wieder emporgelassen, das Rätsel der Rätsel zu fühlen,
Und das nennen wir Sein.
Whitman in New Orleans, 1848 (a daguerreotype; photographer unknown).
Whitman in New Orleans, 1848 (a daguerreotype; photographer unknown).